Alles, was ich bei meiner ersten Interrail-Reise gelernt habe

„Interrail? Das ist doch dieses Zugticket, mit dem junge Menschen einen ganzen Sommer durch Europa fahren und nur einen Rucksack dabei haben!“

Genau so klang auch die Stimme in meinem Kopf, wenn mir der Begriff Interrail begegnete. Doch wie so oft lag die Stimme in meinem Kopf falsch. Was hat es also im Jahr 2025 mit Interrail auf sich?

Interrail ist ein zeitlich begrenztes Zug-Abo für Europa

Einmal zahlen und in Europa sehr viel Zug fahren: So lässt sich Interrail schnell zusammenfassen. Der Teufel steckt im Detail, aber diese Grundformel gilt auch heute noch.

Jeder kann Interrail fahren

Egal ob alt oder jung: Interrail-Pässe gibt es für alle Altersstufen. Jüngere zahlen aber weniger. Alle Europäer können Interrail nutzen. Für Nicht-Europäer gibt es Eurail mit ähnlichen Konditionen.

Auch kürzere Reisen sind möglich

Einen Monat mit dem Zug durch Europa ist dir zu lang? Es gibt auch flexible Reisepässe, die schon bei vier Reisetagen starten.

Es gibt sehr viele verschiedene Pässe

Es gibt Interrail-Pässe für einzelne Länder oder ganz Europa. Es gibt flexible Pässe, die an selbst gewählten Tagen innerhalb eines Zeitraums gelten (z. B. sieben Reisetage in einem Monat). Und es gibt volle Flatrate-Pässe für bis zu drei Monate, mit denen an jedem einzelnen Tag gefahren werden kann.

Ein Interrail-Pass ist noch kein Zugticket

Ich bin im September für zwei Wochen mit einem fünftägigen Flexi-Pass aus Deutschland in die Schweiz gefahren. Den mobilen Interrail-Pass habe ich erst auf der Website gekauft und dann in die Smartphone-App importiert.

Vor der Abfahrt muss der Pass in der App aktiviert werden und gilt dann für 30 Tage. Jeden meiner fünf Reisetage musste ich ebenfalls über die App aktivieren. Und auch jede einzelne Zugverbindung muss in der App gesucht und aktiviert werden, damit dann ein QR-Code generiert wird, der als Ticket im Zug vorgezeigt werden kann. Einfach so in jeden Zug einsteigen, funktioniert leider nicht.

Ohne mobiles Internet geht nichts

Der mehrstufige Aktivierungsprozess vom Interrail-Pass zum Zugticket war am ersten Reisetag noch etwas ungewohnt, lief dann aber stabil, vorausgesetzt die Verbindung zum Internet steht. Die ist nämlich sowohl beim Aktivieren der Reisetage, dem Aktivieren jeder einzelnen Fahrt, jedes Tickets und selbst bei der Ticketkontrolle nötig.

Laut offizieller Interrail-Website muss nur alle drei Tage eine Internetverbindung mit der App hergestellt werden, um den Pass aktiv zu halten. Wer unterwegs aber neue Zugtickets erstellen will, muss in diesem Moment auch online sein.

Grenzen des EU-Roaming beachten

Weil die Schweiz nicht zur EU gehört, konnte ich auf meinem Smartphone kein EU-Roaming nutzen und musste vorab eine eSIM mit zusätzlichem Datenvolumen installieren. Wichtig: Checkt vor eurer Abfahrt, ob ihr in allen Reiseländern mit eurem Smartphone-Tarif ins Internet könnt!

Reservierungen sind manchmal zusätzlich nötig

Einige Bahn-Unternehmen verlangen zusätzlich zum Interrail-Ticket eine Reservierung für den Sitzplatz. Das gilt besonders für Schnellzüge. Dadurch entstehen zusätzliche Kosten. Die wichtigsten Strecken für die eigene Reise sollten vorab in der Interrail-App auf die Reservierungspflicht gecheckt werden. Ich selbst hatte damit in der Schweiz keine Probleme, aber andere Länder sind hier strenger.

Interrail macht flexibel – zumindest ein bisschen

Freigeister können auch heute noch mit einem Interrail-Pass flexibel durch Europa fahren, wenn Sie sich auf reservierungsfreie Strecken beschränken. Wer lange Strecken in kurzer Zeit zurücklegen will, muss bei Schnellzügen mit hoher Nachfrage auf die Reservierungen achten und diese frühzeitig buchen. Damit geht Flexibilität verloren.

Ich konnte in der Schweiz einen guten Mittelweg finden. Meine Reisetage hatte ich mir vorab schon überlegt und dazu passende Unterkünfte gebucht. Zu welcher Uhrzeit ich welchen Zug nutzen würde, wusste ich vorher aber noch nicht. Wenn es mir an einem Ort gefiel, konnte ich noch ein paar Stunden dranhängen und erst einen späteren Zug am Nachmittag nehmen. Auch um Verspätungen oder Zugausfälle musste ich mir keine Sorgen machen, da ich einfach eine andere Verbindung wählen konnte.

Interrail-Reisetage für teure Strecken nutzen

Mein Interrail-Pass hat 250 Euro für fünf Reisetage gekostet. Damit sich der Pass lohnt, musste ich pro Reisetag Fahrten im Wert von mindestens 50 Euro machen. Für kürzere Ausflüge habe ich deswegen zusätzlich günstigere Einzeltickets gekauft und die Interrail-Reisetage für längere und teurere Fahrten aufgespart.

Interrail enthält keinen ÖPNV

Leider ist der öffentliche Nahverkehr bei Interrail nicht inklusive. Manche S-Bahnen in größeren Städten sind enthalten, aber Straßenbahnen, Busse oder die U-Bahn müssen immer extra gezahlt werden.

Routenplanung mit Heimreise

Die eigene Route könnt ihr vorab einfach auf der Interrail-Website planen. Wenn ihr einen Global-Pass wählt, könnt ihr eine Fahrt aus eurem Heimatland hinaus und eine Fahrt wieder hinein machen. Wer an seinem Heimatort starten und ankommen will, muss also eine Rundreise planen und dafür jeweils zwei Reisetage nutzen.

Meine Interrail-Route durch die Schweiz

Fünf Reisetage mit einem globalen Flexi-Pass:

  • Tag 1: Kassel-Wilhelmshöhe – Basel – Zürich (Interrail-Reisetag 1)
  • Tag 2: Zürich
  • Tag 3: Zürich
  • Tag 4: Zürich – Lugano (Interrail-Reisetag 2)
  • Tag 5: Lugano
  • Tag 6: Lugano – Mailand / Mailand – Lugano (zusätzliche Zugtickets)
  • Tag 7: Lugano – Faido / Faido – Lugano (zusätzliche Zugtickets)
  • Tag 8: Lugano – Andermatt – Chur (Interrail-Reisetag 3)
  • Tag 9: Chur
  • Tag 10: Chur – St.Moritz / Celerina – Chur (Interrail-Reisetag 4)
  • Tag 11: Chur – Kassel-Wilhelmshöhe (Interrail-Reisetag 5)

Tipp: Routen mit ausreichend Ruhetagen planen

Von elf Urlaubstagen saß ich nur vier Tage nicht in einem Zug. Zu den Interrail-Reisetagen kamen noch zwei Ausflüge per Zug hinzu. Und auch an den Ruhetagen lag ich nicht im Hotelbett, sondern war in den Städten unterwegs.

Ein solches Programm schlaucht spätestens nach einer Woche, weswegen ich in Zukunft noch zusätzliche Tage ohne Zugfahrt einplanen würde. Der Interrail-Pass erlaubt es, die Reisetage über einen ganzen Monat zu verteilen. Wenn es Zeit und Geld zulassen, ist es sinnvoll, Reisetage auf einen längeren Urlaub zu verteilen.

Lohnen sich Panorama-Bahnen in der Schweiz?

In der Schweiz fahren auf landschaftlich besonders schönen Strecken Panorama-Züge mit großen Fenstern und besonderem Service an Board. Die Zugfahrten sind im Interrail-Pass enthalten, es müssen aber relativ teure Sitzplätze zusätzlich reserviert werden.

Ich habe mir den Spaß im Glacier-Express von Andermatt nach Chur gegönnt. Neben der tollen Aussicht gab es ein Zwei-Gänge-Menü am Platz. Als einmaliges Erlebnis hat es Spaß gemacht, den Aufpreis ist es aus meiner Sicht aber nicht wert. Alle Strecken der Panorama-Züge werden auch von normalen Zügen bedient, die deutlich günstiger sind und nahezu die gleiche Aussicht bieten.

Interrail-Pässe auf Vorrat und mit Rabatt kaufen

Weil die Interrail-Pässe erst ab Aktivierung in der App gültig sind, können sie auf der Website von Interrail auch auf Vorrat gekauft werden. Ihr habt ab Kauf 11 Monate Zeit, die Pässe zu nutzen. Das lohnt sich besonders in Verbindung mit Rabatt-Aktionen. Mehrmals pro Jahr werden die Pässe mit bis zu 20 Prozent-Rabatt angeboten. Es kann sich also lohnen, die Pässe auf Vorrat zu kaufen, obwohl euer Reiseziel und -Datum noch nicht feststeht.